Wie lange dauert ein Krieg eigentlich wirklich?


Historische Biographie

Mein Grossvater Richard Göbel starb als Soldat der Deutschen Wehrmacht am 27. April 1945 in den Kämpfen um Berlin. Sein kurzes Leben von 1913 bis 1945 umfasste zwei Weltkriege, die erste Demokratie auf deutschem Boden und den Aufstieg und Fall des Nationalsozialismus. Er fiel einen Tag nach seinem 32. Geburtstag, in den letzten Tagen des 2. Weltkrieges. Er ließ sein Leben für eine Ideologie und ein Wertesystem, die ihm weder zusagten, noch entsprachen.

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Übersicht und Ziele des Projektes

„Das Einzige, was Menschen Ewigkeit verleiht, ist nicht die Geschichte, sondern eine Geschichte, die man erzählt.“

Aus dem Gilgamesch Epos (2.100 bis 600 v. Chr.)

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Persönlicher Antrieb

Zeitgeschichte erweitert Blickwinkel. Mit meinem Großvater Richard Göbel hat sie ein persönliches Bild bekommen. Unsere deutsche Geschichte des 20. Jahrhunderts lehrt, Nationalismus und Ausgrenzung, keinen Platz zu geben. Meine große Hoffnung ist, dass meiner und folgender Generationen die Erfahrungen der Großväter erspart bleiben.

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Geschichtlicher Abriß (1871 – 1945)

Nach dem Sieg über Frankreich wurde 1871 das Deutsche Reich gegründet, 1945 ging es unter. In dieser Zeitspanne liegen zwei Weltkriege, obgleich es nach der Gründung zunächst eine vierzigjährige Friedensphase gab. Die eigene Familiengeschichte in diesem Zeitraum zu begleiten ist eine unglaubliche Reise.

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Aktueller Zeitbezug

Eine erste Welle der Globalisierung ging kurz vor dem Ersten Weltkrieg zu Ende. Das Deutsche Reich war ein geopolitischer Nachzügler. Der Drang nach einem „Platz an der Sonne“ führte zu nationalistischen Machtspielen mit den europäischen Nachbarn, die sich am Ende nicht mehr kontrollieren liessen. Parallelen zur heutigen Zeit? Das Handelsblatt schrieb schon 2016 – Das Jahr der Autokraten…..Mithin 6 Jahre her. Die aktuellen Entwicklungen, insbesondere der Ukraine, lassen nichts Gutes erwarten.

Nachfolgend finden Sie die Meilensteine des Lebens von Richard Göbel

Keiner von uns lebt sich selber, und keiner von uns stirbt sich selber:
Leben wir, so leben wir dem Herrn
Sterben wir, so sterben wir dem Herrn
Ob wir leben oder ob wir sterben, wir gehören dem Herrn

Römer 14 (7,8)

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Jugend in Oberhausen-Osterfeld

Richard Göbel wuchs in Oberhausen-Osterfeld auf und erlebte als Kleinkind den Ersten Weltkrieg und als Jugendlicher die Weimarer Republik in seiner Heimatstadt. Sein Abitur machte er 1934, ein Jahr nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten, am Reform-Realgymnasium.

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Studium der evangelischen Theologie

1935 begann Richard Göbel das Studium der evangelischen Theologie in Münster. Früh kam er mit dem nationalsozialistischen Staat in Konflikt. Sein Weg führte ihn an verschiedene Hochschulen, u.a. nach Bethel und Berlin. Seine Verurteilung 1938 wegen Verstoß gegen das Heimtückegesetz beendete seine studentische Karriere.

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Verurteilung wegen Verstoß gegen das Heimtückegesetz

„Hitler ist ein Lügner“ und „Rosenberg ist ein Phantast“. 1938 waren dies weitreichende Aussagen, überdies in der Öffentlichkeit. Verhaftung und Gerichtsverfahren waren die Konsequenz. Nach der Haftstrafe in Düsseldorf folgte der Rauswurf von allen deutschen Universitäten. Eine jahrelange Überwachung durch die Gestapo war die Folge. „Der Geist weht wo er will“ ist Richards Vermächtnis.

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Bekennende Kirche

Die Bekennende Kirche war eine Oppositionsbewegung evangelischer Christen während der Zeit des Nationalsozialismus und verstand sich als einzige rechtmäßige evangelische Kirche. Obwohl sie keine einheitliche politische Opposition gegen das Regime bildete, war die BK ein Sammelbecken Andersdenkender.

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Der Luftkrieg

Der Luftkrieg bedeutete eine neue Dimension in der Kriegsführung. Die historische und die völkerrechtliche Bewertung der alliierten Luftkriegsstrategie gegen Deutschland sind bis heute umstritten. Richard Göbel war als Soldat der Flakartillerie und Geschützführer für die Verteidigung der Städte mitverantwortlich. Die wieder neuerstandene Dresdner Frauenkirche ist das prägendste nationale Symbol gegen diese Form der Kriegführung.

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Flakartillerie

Richard Göbel diente ab 1940 bei der Luftwaffe. 1942 wurde er zum Unteroffizier befördert und Geschützführer eines 8.8cm Flakgeschützes. Gleichzeitig hatte er in verschiedenen Flakbatterien die Funktion eines Luftwaffenhelfer Betreuers. Ehemalige Flakhelfer beschrieben ihn als besonnen und gütig.

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Luftwaffenhelfer (LwH)

Nach der Niederlage von Stalingrad und dem unersättlichen Bedarf an Soldaten für die blutige Ostfront, erging am 26. Januar 1943 aus dem Reichsluftfahrtministerium der Erlass zum Kriegshilfeeinsatz von Schülern. Der Jahrgang 1926 wurde zur Luftwaffe eingezogen. Heute würde man von Kindersoldaten sprechen.

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Berlin 1945

Die prestigeträchtige, endgültige Einnahme Berlins im Mai 1945 durch die Rote Armee beendete den Zweiten Weltkrieg in Europa. In diesem Kampf verlor Richard Göbel am grossen Zoo-Bunker in der Innenstadt sein Leben.

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Presse/Veröffentlichungen

In den letzten Jahren sind verschiedene Artikel, Aufsätze und Berichte über meine Arbeit(en) erschienen. Hier finden Sie eine Übersicht.

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