Ein Verteidigungsbereich war nach militärischer Definition eine noch nicht voll ausgebaute Festung. Festungen wiederum waren nach nationalsozialistischem Verständnis, Orte und Plätze, die bis zum letzten Mann verteidigt werden mußten. Hitler persönlich hatte gerade an der Ostfront selbst in ausweglosen Situationen, unter Androhung der Todesstrafe bis hin zu Generälen, Rückzugsverbote erteilt.
Am Hohenzollerndamm 144, im Gebäude des Wehrbereichskommandos III, befand sich seit Februar die Zentrale für die Koordination des Berliner Abwehrkampfes. Der für die Verteidigung zunächst zuständige General Reymann hätte nach seiner eigenen Schätzung etwa 200.000 gut ausgebildete Soldaten für eine effektive Verteidigung von Berlin benötigt. Tatsächlich hatte er etwa 94.000 zur Verfügung, von denen 60.000 dem Volkssturm angehörten.
Das war allerdings auch konsequent, da die militärische Führung davon ausging, dass der Kampf um Berlin sowieso an der Oder entschieden werden würde. Rückgrat der Verteidigung der Reichshauptstadt bildeten deshalb schlecht ausgerüstete Volkssturmeinheiten. Nur relativ wenige Wehrmachtseinheiten waren der Stadt zugeteilt, die meisten aktiven Soldaten wurden an die Oderfronten bei Seelow, Küstrin und Frankfurt/Oder geschickt.
General Reymann listete 92 Volkssturmbataillone auf, eingegeteilt in Volkssturm I und Volkssturm II. Wehrmachtseinheiten in der Stadt waren z.B. Festung-PAK Einheiten und Alarmeinheiten. Der bekannte, inzwischen verstorbene, Fernsehjournalist Lothar Loewe (Jahrgang 1929) hat als 16jähriger an den Kämpfen in Berlin teilgenommen und gab mir ergänzend zu seinem schriftlichen Bericht im Venghaus einige wichtige Hintergrundinformationen zur Struktur des Festungs-PAK Verband III Berlin, zu dessen Stab er als Hitlerjunge angehörte: „Kommandeur unserer Einheit [Stabes] (…) war der Panzerjägermajor Theodor Baechle aus Crailsheim. Ein hochdekorierter, fürsorglicher Offizier, der im Zivilberuf evangelischer Pfarrer war.“ Der Festungs-PAK Verband III Berlin bestand im Wesentlichen aus drei Elementen. Erstes Element waren Schadpanzerkompanien. Diese waren hauptsächlich mit nicht mehr fahrbereiten oder halbfertigen Panzern, die an Strassenkreuzungen und anderen markanten Punkten in Stellung gebracht oder eingraben wurden, ausgerüstet. Ferner sog. Ausbildungspanzer, auf denen früher Panzersoldaten ausgebildet wurden, die aber in ihrer Funktionalität teilweise sehr eingeschränkt waren. Diese hatten z.B. Holzgasmotoren anstatt Dieselmotoren. Besatzungs- oder Bedienpersonal bestand zum Großteil aus regulären Panzersoldaten, die frisch aus Lazaretten stammten oder bereits als nicht mehr kriegsverwendungsfähig aus der Wehrmacht entlassen worden waren und nun im letzten Kampf eingesetzt werden sollten.
Zweites Element der Festungs-PAK Verbände waren die Panzerjagdeinheiten bzw. Panzervernichtungseinheiten, die zum Großteil mit Hitlerjungen besetzt waren. Diese Einheiten waren hauptsächlich mobil eingesetzt. Mit Fahrrädern, Kübelwagen, PKWs etc. sollten die Jungs Jagd auf feindliche Panzer machen.
Das dritte Element waren Kompanien bzw. PAK-Züge, die an bestimmten Strassen, Plätzen und Orten mit 8,8cm Geschützen eingesetzt wurden. Lothar Loewe schätzte die Anzahl der Angehörigen pro Kompanie auf ca. 120. Eine Kompanie bestand aus 3 Zügen, ein PAK-Zug bestand meist aus drei 8,8 cm Geschützen. Richard Göbel dürfte mit sehr großer Wahrscheinlichkeit also als Geschützführer im PAK-Zug „Spernat“ in Berlin gewesen sein. Die Einheit unterstand vermutlich dem Festungs PAK-Bereich Berlin. Bis zum Schluß war Richards offene Anschrift in Berlin die „Heereswaffenmeisterschule“ am Treptower Park 4-8. Hier wurden verschiedene Kampfverbände ausgrüstet und versorgt.