Wie lange dauert ein Krieg eigentlich wirklich?


Die Flak in Nürnberg-Thon

Die längste zusammenhängende Zeit während des Krieges verbrachte Richard in Nürnberg. Stationiert bei der 6./634 im Nürnberger Norden. Hier hatte er ab Anfang 1943 auch Kontakt zu Luftwaffenhelfern. Im Sommer 1942 war er zum Unteroffizier befördert worden und nun Führer eines Flakgeschützes.

Die schwere Flakbatterie 6./634

Anfang 1943 gab es im Luftgau XII nur drei Flakschwerpunkte: Nürnberg, die „Flakfestung“ Schweinfurt und Regensburg. Zu diesem Zeitpunkt waren an diesen drei „Schutzobjekten“ 105 leichte und schwere Flak-, sowie 15 Scheinwerferbatterien gebunden. Die meisten entfielen auf Schweinfurt, deren Flakgürtel enger geknüpft war, als der um die Reichshauptstadt Berlin. Das lag an der kriegswichtigen Kugellagerindustrie, die für die Flugzeug- und Panzerproduktion lebenswichtig war.

Für Nürnberg und Umgebung war das Flak-Regiment 93 „Flakgruppe Nürnberg“ (Kommandeur Oberst Jürgens) zuständig. Es bestand 1943 aus mehreren schweren Flakabteilungen, nämlich der 633 (10,5cm), 634 (8,8cm), 522 (8,8cm), einer leichten Flakabteilung 951 (2cm und 3,7cm) sowie der Scheinwerferabteilung 439. Diese verteilten sich um Nürnberg, mit Schwerpunkten in den unbebauten Gebieten im Norden, Nordwesten und im Süden der Stadt.

„Mit den Namen Uffz. Göbel sehe ich vor mir noch seine Gestalt. Mehr aber spürend einen Schimmer seines liebenswert gütig hilfsbereit trostbringenden Wesens, Ruhe und Innerlichkeit ausstrahlend in verworrener, todbringender Zeit. Göbel, unser väterlicher Freund, an den wir uns stets dankbar erinnern!“

(Ein ehemaliger Luftwaffenhelfer 2005)

Meine wesentlichen Recherchen beziehen sich auf die Batterien der Flakabteilung 634, insbesondere die 5./634 in Nürnberg-Schniegling und die 6./634 in Nürnberg-Thon. Kommandeur der Flakabteilung 634 war ein Major Bosenecker, der von den Luftwaffenhelfern als “ein Haudegentyp” beschrieben wurde.

Richard Göbel hatte in der 6./634 zwei Funktionen. Er war sowohl Geschützführer des Geschützes “Emil”, als auch LwH-Betreuer. In Nürnberg dürfte er selber keine grösseren Angriffe erlebt haben, obwohl er bis Frühjahr 1944 dort war. Dies lag an Nürnbergs Lage, weit im Süden des Deutschen Reiches. Erst mit der Eröffnung der Front in Italien und dem Vorrücken der Alliierten, flog die US Airforce über die Alpen nach Süddeutschland.

Ein LwH errinnert sich an meinen Großvater: „ein leidenschaftlicher Musiker, der mir sagte: „Wenn ich Musik höre wird’s mir warm“. Er war ein ruhiger, lieber, Mensch; sehr zurückhaltend, keiner der üblichen Schreier“. ein anderer Schülersoldat: „Ihr Großvater war ein zugänglicher Mensch, kein Schleifer, der sehr gerne Musik gemacht hat. Er hat mit Luftwaffenhelfern der Batterie musiziert.“

Batteriechef der 6./634 war Hauptmann (Werner?) Behring.  Behring war nach Auskunft aller von mir befragten ehemaligen LwHs ein väterlicher Freund, der sehr fürsorglich mit den anvertrauten Schülersoldaten, aber anscheinend auch mit den als Hiwis eingesetzten Russen, umging.

Richard im Kreise der ihm anvertrauten LwH

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Ein Luftwaffenhelfer aus Schwabach schrieb mir freimütig über das damalige Verhalten in der Batterie: „Die Person Hitlers war unter den Luftwaffenhelfern kein Tabu. Wenn wir abends, nach Dienstschluss auf unserer Bude zusammensaßen, ergriff gelegentlich ein imitationsbegabter Luftwaffenhelfer einen leeren Bierkrug, hielt die Öffnung nahe dem Mund und dröhnte mit schnarrender, abgehackter Stimme: „Parteigenossen und Parteigenossinnen, deutsche Männer und Frauen! Seit unserer Kampfzeit habe ich stets nur ein Ziel gehabt…..“. Eine beliebte Scherzfrage war zu dieser Zeit auch: Warum hält der Führer immer beide Hände vor dem Unterleib verschränkt? Die Antwort: Er verbirgt schamenhaft den letzten Arbeitslosen des Großdeutschen Reiches. Die Gefahr der Denunziation erschien innerhalb der 28 [Schwabacher] Luftwaffenhelfer völlig ausgeschlossen. Dafür war das Gemeinschaftsgefühl zu stark. Gegenüber Fremden wäre man wahrscheinlich vorsichtiger gewesen.“

Geschütz Emil 6./634 - LwH

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Ich suche:

– Zeitzeugen oder Interessenten des Luftkrieges über Nürnberg bzw. Informationen zur Flak in Nürnberg

– 6./634 Informationen zu Oberst Engelhart; Major Bosenecker; Hauptmann Behring; Hauptmann Förtsch; Hauptmann Wünsche; Leutnant Böhme “ der Storch”; Spieß Kreider oder Krüger; Uffz Mockenhaupt; Uffz Doll; Uffz Frei; Uffz. Leidenfrost; Uffz. Gaul; Uffz. Wanninger; Fähnrich Stieber

– 5./634: Uffz. Geißler  „Nussknacker“); Wachtmeister Telgkämper; Leutnant Barthel, Leutnant Voigt, Uffz. Gindel; Uffz. Eisen (Gärtner aus Dinkelsbühl), Engert (FuMG; aus Hohenstein/Ernstheim), Uffz. Ströbel (WuG); Uffz. Gräser (Maurer aus Frankfurt?), Uffz. Frei; Wachtmeister Großmann; Wachtmeister Schulz; Uffz. Neumeier; Uffz. Esch; Uffz. Friedel; Uffz. Müller; Uffz. Pfeiffer (Weinbauer aus Österreich/Wachau), Uffz. Graupmann; Uffz. (Haupt-)Wachtmeister Nikolaus Jahn „Hugo“ aus Düren; Wachtmeister Schulz; Fähnrich Müller (FuMG); Uffz. Schwab „Buchhändler aus Stuttgart“; Uffz. Schlingmann; Sani: Jakubowitsch aus Wien; Leutnant Mülbert; Leutnant Hartung; Leutnant Neuhaus; Oberleutnant Richter, Oberleutnant Riedel; Hauptwachtmeister Westermann

– Luftwaffenhelfer oder deren Nachkommen aus Pfarrkirchen, Amberg, Ansbach, Landshut, Fürth, Schwabach; Erlangen

– Zur Flakabteilung 634, aber auch anderen Flakabteilungen und Batterien in und um Nürnberg

– General Zenetti Forschungen



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